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Executive Summit 2025: Strategien für das Unbekannte

ca. 8 Minuten

Finanzinstitute suchen Antworten auf den dynamischen Wandel der Märkte, getrieben durch neue Kundenerwartungen, neue Wettbewerber und technologische Trends. Der Executive Summit 2025 bot wertvolle Impulse – und die Begegnung mit einem Fußballweltmeister.

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„Konkurrenzkampf ist nichts Schlechtes – er treibt uns voran!“ Was Philipp Lahm, Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, beim Executive Summit 2025 sagte, könnte als Fazit für die ganze Veranstaltung stehen. Rund einhundert Führungskräfte von Finanzinstituten waren am 18. November auf Einladung der dwpbank auf den DFB-Campus Frankfurt gekommen, um die Herausforderungen im Wertpapiergeschäft zu diskutieren.

Eine Blitzumfrage vor Ort ergab: KI und Digitalisierung sowie der Aufstieg der Neobroker stehen dabei im Mittelpunkt. Wie können die Institute im Wettbewerb bestehen und ihr Wertpapiergeschäft erfolgreich weiterentwickeln? Moderiert von Journalistin und Sportmoderatorin Lea Wagner vermittelten Panels, Talks und ein Gespräch mit Philipp Lahm wertvolle Impulse.

Zum Auftakt gab das dreiköpfige Vorstandsteam der dwpbank Einblicke in seine Agenda. Kristina Lindenbaum verwies auf den Wandel der Wertpapierkultur in Deutschland: Das Depotgeschäft ist in den letzten fünf Jahren um etwa zehn Prozent gewachsen und hat sich zugleich radikal verändert. Vor allem werden die Bedürfnisse von Instituten und ihren Kunden vielfältiger. Die dwpbank werde als führender Dienstleister für Wertpapierservices in Deutschland entschlossen dazu beitragen, dass ihre Kundeninstitute wettbewerbsfähig sind und von dieser Entwicklung profitieren, so die Vorständin.

Aus erster Hand: Die Strategie der dwpbank

Als Beispiele verwies Lindenbaum auf die neue Depotwelt, mit der die dwpbank ihre Kundeninstitute ab dem zweiten Quartal 2026 im Wettbewerb um Marktanteile stärkt. Mit der Akquisition des Berliner Fintechs lemon.markets treibt die dwpbank ihre strategische Neuausrichtung konsequent voran und ergänzt ihr „Ökosystem für Wertpapierservices“ optimal – dieses reicht künftig von der Vollverwahrplattform bis zum Neobrokerage unter einem Dach. Mit wpNex hat die dwpbank bereits seit Mitte 2024 ein produktives Angebot für den Handel mit digitalen Assets verfügbar. Und auch auf neue Trends in der kapitalgedeckten Altersvorsorge sei die dwpbank mit dem Altersvorsorgedepot und Frühstart-Rente oder neuen Angeboten wie dem VV-Marktplatz für Sparkassen gut vorbereitet.

Moderatorin Lea Wagner im Gespräch mit dem Vorstandsteam der dwpbank: Dr. Thorsten Warmt, Kristina Lindenbaum, Markus Neukirch (v.l.n.r.)

Markus Neukirch formulierte mit Blick auf die Digitalisierung den klaren Anspruch, stets technologisch sehr weit vorn zu stehen und zugleich täglich einen stabilen Service zu garantieren: Er sieht die dwpbank im „Leading Edge“ statt „Bleeding Edge“. Dafür wird die Cloud-basierte Wertpapierplattform WP3 kontinuierlich weiterentwickelt. Neukirch sagte zu, dass alle Institute genau die Infrastruktur und Services erhalten, die sie benötigen. Mit Blick in die Zukunft sei es wichtig, Trends wie etwa im Bereich Blockchain oder Künstliche Intelligenz frühzeitig zu erkennen und umzusetzen, so Neukirch.

Dr. Thorsten Warmt beschrieb das Erfüllen aufsichtsrechtlicher Vorgaben als Treiber des Geschäftsmodells: 95.000 Seiten Finanzmarktregulierung sind von der dwpbank zu beachten, ein Papierstapel, hoch wie vier Stockwerke der EZB, rechnete Warmt vor. Um die Anforderungen von Kundeninstituten und Behörden künftig noch flexibler zu erfüllen und die Time-to-Market zu verbessern, baut die Bank klassische Hierarchien ab und wird zunehmend agile Strukturen etablieren.

Den Sprung in die Zukunft wagen

Vitalia Safronova erläuterte in ihrer Keynote, wie man künftige Entwicklungen im Jetzt erkennt.

„Strategien für das Unbekannte“ skizzierte die Zukunftsforscherin Vitalia Safronova in ihrer Keynote. Sie beschrieb die Omnipräsenz des „Jetzt“ im beruflichen Alltag und eine allgemeine „Change Exhaustion“, die Erschöpfung durch stetigen Wandel in einer „PUMO-Welt“. Das neue Schlagwort steht für polarisiert, undenkbar, metamorph, überhitzt. In dieser Welt erfordert es Mut, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Dabei sieht Safronova „Zukunftsarbeit“ als Katalysator für die strategische Souveränität von Unternehmen und als zentrale Kompetenz von Führungspersonen. Es gelte, die einseitige Konzentration auf eine „offizielle Zukunft“ zu überwinden und über ein Bündel von plausiblen und wünschenswerten Zukünften nachzudenken.

Signale aus der Gegenwart könnten als Sprungbrett möglicher Zukunftspfade verstanden und schon heute für strategische Handlungsoptionen genutzt werden, die in neue Produkte und disruptive Geschäftsmodelle münden. Als Beispiele für solche Signale nannte Safronova unter anderem den Erwerb eines KI-Reisestartups durch eine Londoner Neobank und KI-gesteuerte elektronische Finanzassistenten. Safronova rief dazu auf, mit mehr Hoffnung einen informierten Sprung in die Zukunft wagen.

Junge Anleger abholen, mit Beratung punkten 

Können die Institute ihre Wertpapierkunden halten und Anlegerinnen und Anleger von morgen gewinnen? Oder ist das Rennen gegen die Neobroker schon verloren? Diese Frage diskutierte Dr. Albrecht Reihlen, Leiter Kundenmanagement und Vertrieb bei der dwpbank, im ersten Panel des Tages mit Sebastian Greif (Stadt-Sparkasse Solingen), Markus Reitmeier (DZ Bank) und Fernando Silva (Santander Consumer Bank). Aus Sicht der Experten besitzen die Neobroker durch ihre Fokussierung auf bestimmte Zielgruppen einen Schnelligkeitsvorteil. Die etablierten Institute seien gut darin, bestimmte Anlegertypen zu erreichen, bei anderen müsse man besser werden, etwa mit Blick auf kompetitive Kosten und Nutzererfahrung.

Panel 3
Wie hält und gewinnt man Kunden? Ansätze lieferten Sebastian Greif, Vorstandsvorsitzender der Stadt-Sparkasse Solingen, Markus Reitmeier, Bereichsleiter Kapitalmärkte Privatkunden der DZ Bank, Fernando Silva, Mitglied des Vorstands der Santander Consumer Bank AG und Dr. Albrecht Reihlen, Bereichsleiter Kundenmanagement und Vertrieb der dwpbank (v.l.n.r.).

In der Vergangenheit habe man zu langsam reagiert und damit der Online-Konkurrenz die Möglichkeit gegeben, zu wachsen, sagte Fernando Silva. Aber, wie Markus Reitmeier betonte: „Wir schießen die entscheidenden Tore in der Nachspielzeit!“ Sebastian Greif wies darauf hin, dass sich junge Anlegerinnen und Anleger heute eher online informieren, zum Beispiel über Finfluencer, als beim Bankberater, Sie müssten an ihren „Touchpoints“ abgeholt und in ihrer Sprache angesprochen werden. Dabei hätte sich das Wertpapiergeschäft in seiner Gänze nicht verändert, so Markus Reitmeier: Es gehe im Kern weiterhin um den Aufbau, den Ausbau und die Sicherung von Vermögen. Die Depotstruktur ist der zentrale Hebel, um ein weites Spektrum von Anlegertypen abzudecken und unterschiedlichen Kunden das richtige Angebot zu machen. Wenn die Institute dann noch besser auf ihren jüngeren Kundenkreis zugehen, können sie dort mit ihrer Beratungskompetenz punkten – gerade auch in schwächeren Märkten.

Infrastruktur für eine neue Anlegergeneration

Hat Ideen und Technologie, um Depotkunden zu überzeugen: Max Linden, CEO von lemon.markets.

„Ich bin 25 Jahre alt und ich glaube nicht, dass ich eine Rente bekommen werde“, brachte Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets, seine persönliche Motivation für das Wertpapiergeschäft auf den Punkt. Die dwpbank hat das Fintech-Unternehmen im September 2025 erworben und will mit lemon.markets zusammen ein einzigartiges und modulares Ökosystem für Wertpapierservices schaffen, mit dem Institute, Vermögensverwalter und Fintechs ihre Angebote zielgruppenspezifischer gestalten können. Denn beide Unternehmen eint die Leidenschaft für das Wertpapiergeschäft.

Max Linden stellte das Angebot von lemon.markets und seine Vision vor. Seine Bestandsaufnahme: Fast zwei Drittel der Kundinnen und Kunden des größten deutschen Onlinebrokers sind nicht älter als 35 Jahre; entsprechend profitieren vor allem Onlineanbieter vom Wachstum des Brokerage-Marktes, während etablierte Institute durch den Preisdruck, die Anforderungen des mobilen Bankings und die Dynamik der Produktentwicklung herausgefordert werden. Gemeinsam mit der dwpbank will lemon.markets seine API- und Public-Cloud-basierte Infrastruktur für das Neobrokerage weiter ausbauen und neue Kunden und Partner gewinnen. Digital-affine Anlegerinnen und Anleger sollen von einer positiven Nutzererfahrung, attraktiven Preisen sowie neuen Funktionen wie Saveback-Programmen oder neuen Assetklassen wie Krypto profitieren. „Zunehmend geht es darum, Produktgeschichten zu erzählen“, so Max Linden. „Die Infrastruktur muss dies ermöglichen.“

Vom KI-Pilot zum Betriebsmodell: Warum Skalierung noch scheitert

Um das Potenzial neuer Technologien ging es auch im zweiten Panel „KI-Eisberg voraus – wie vermeiden wir den Titanic-Moment?“. Künstliche Intelligenz kann ganze Betriebsmodelle verändern. Zugleich stellt sich die Frage, wie sich die neue Technologie nachhaltig in ein reguliertes Umfeld wie die Finanzbranche integrieren lässt. Sascha Dölker, Leiter Digitalisierung bei der dwpbank, begann das Gespräch mit dem Expertentrio Edmund Hoischen (Amazon Web Services), Tim König (adesso) und Volker Riebesell (Clearstream Europa) mit einer kritischen Feststellung: Obwohl sich Unternehmen intensiv mit KI beschäftigten, könne bislang doch nur ein kleiner Teil aus KI Mehrwert generieren – noch scheitern die meisten KI-Piloten und die wenigsten generieren Umsatz.

Das Thema angehen, aber mit klarer Idee und Zielsetzung: Das KI-Panel mit Moderator Sascha Dölker, Leiter Digitalisierung der dwpbank, Edmund Hoischen, Head of Financial Services Germany von Amazon Web Services (AWS), Tim König, Head of Generative AI bei adesso sowie Volker Riebesell, Member of the Executive Board bei Clearstream Europa (v.l.n.r.).

Tim König sieht ein Problem in der Skalierung: Funktionierende „Proofs of Concept“ könnten in der Praxis scheitern, wenn Change-Aspekte, also die Situation und Erwartungen der Mitarbeitenden, nicht bedacht werden. „Was sind meine Ziele und wie nehme ich die Mannschaft mit?“, sei daher eine zentrale Frage. Für die Zukunft erwartet König, dass Finanz-Apps ihre Bedeutung verlieren werden: Sobald Kunden das gewünschte Geschäft direkt in ihrem Sprachmodell abschließen könnten, sei eine App nicht mehr erforderlich.

Eine zentrale Herausforderung für den Finanzsektor stellt die Regulatorik dar: „Im Bankenbusiness reicht es nicht, zu 95 Prozent recht zu haben“, sagte Volker Riebesell mit Blick auf die Anfälligkeit der KI für Halluzinationen. Eine klare Governance ist daher wichtig für eine erfolgreiche KI-Adoption. Um die regulatorischen Anforderungen zu managen, ist es laut Edmund Hoischen erforderlich, bei der Entwicklung gedanklich von den Themen Compliance und Sicherheit zu starten. Das Motto „fail fast“ gelte für eine Entwicklungsumgebung – im realen Markt steht dagegen Sicherheit an erster Stelle und damit die Notwendigkeit, für den produktiven Einsatz feste Regeln als Leitplanken aufzustellen. Die Verbindung von Schnelligkeit und Sicherheit sieht Hoischen in der Automatisierung, mit der menschliche Eingriffe reduziert werden. Wir brauchen die KI, um auf eine neue Stufe zu kommen, so Volker Riebesell – deshalb tun Nüchternheit, Offenheit und Optimismus im Umgang mit der neuen Technologie gut.

Niemand gewinnt allein: Philipp Lahm

Philipp Lahm nannte viele Parallelen zwischen erfolgreichen Mannschaften und Unternehmen.

Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit zogen sich als Leitthemen durch den zweiten Executive Summit nach 2022. Das passte zum diesjährigen Veranstaltungsort – auf dem DFB-Campus machen sich die deutschen Fußball-Nationalmannschaften fit für den Wettbewerb. Ein glattes Heimspiel für den letzten Podiumsgast des Tages: Im Dialog mit Lea Wagner berichtete Philipp Lahm über seine Erfahrungen als Mannschaftskapitän, Turnierchef und Unternehmer. Lahm hob die Bedeutung des Teamgedankens hervor: „Man muss tagtäglich daran arbeiten, dass ein Team zusammensteht.“

Dabei schließen sich Konkurrenz und Kooperation keineswegs aus. Führungskräfte brauchen ein starkes Umfeld und müssen ihrerseits Vertrauen und Wertschätzung zeigen, sagte Lahm. So habe er als Turnierdirektor der Fußball EURO 2024 viel Verantwortung an die Fachbereiche übergeben. Zugleich betonte er die Vorbildrolle der Leitungsebene: „Bevor ich andere an die Grenzen bringe, muss ich selbst an die Grenze gehen.“ Das Zusammenspiel von Freude und Interesse führt zu Qualität. Und mit der Bereitschaft, jeden Tag zu lernen, entsteht Exzellenz, so Lahm.

Schließlich konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich mit dem Weltmeister von Rio austauschen – ein gelungener Abschluss eines Executive Summit 2025, der Lust auf Veränderung machte. Mit der klaren Erkenntnis: Die Zukunft lässt sich nicht vorhersehen, aber gestalten.

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