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Digitale Assets: Gekommen, um zu bleiben

ca. 5 Minuten

Kryptowährungen machen seit Jahren Schlagzeilen, zuletzt auch mit hoher Kursvolatilität. Die Frage „Digitale Assets: Gekommen, um zu bleiben?“ ist daher gerade jetzt relevant und wird kontrovers diskutiert, wie Sascha Dölker als Panel-Moderator auf dem Executive Summit 2022 betonte. Der Leiter des Bereichs Digitalisierungsmanagement der dwpbank befragte vier Branchenexperten, wie sie die Entwicklung der digitalen Assets in den nächsten Jahren einschätzen.

Die Teilnehmer des Panels

Felix Fernandez, CEO des Schweizer Anlageberaters und Kryptospezialisten 21e6 Capital, hob die Bedeutung der wichtigsten Kryptowährung hervor: Bitcoin sei nicht nur eine Währung, sondern „ein globales dezentrales Zahlungsnetzwerk, das rund um die Uhr läuft und weltweit über etwa 13.000 aktive Knoten verfügt“. Dieses sehr aktive Netzwerk werde auch weiterhin Mehrwert schaffen. Eine Wertsteigerung des Bitcoins hält Fernandez für wahrscheinlich, denn: „90 Prozent der Handelsvolumina bei Bitcoin und Co. stammen aus dem Retailbereich. Der institutionelle Bereich hat noch gar nicht richtig angefangen, sich dort zu engagieren.“ Mit dem Einstieg großer institutioneller Kunden werde die Nachfrage nach Kryptos sicher zunehmen.

Alle Experten im Video

Auf unserer Webseite rund um den Executive Summit steht Ihnen ein Zusammenschnitt dieses Panels zur Verfügung.

Raus aus der "Schmuddelecke"

Boris Ziganke berichtete über seine Erfahrungen als COO des Bankhauses Scheich in Frankfurt, das zu den Krypto-Pionieren unter den deutschen Banken zählt. „Hohe Volatilität in einem 24 Stunden handelbaren Produkt ist für ein Wertpapierhandelshaus attraktiv“, so Ziganke zur Motivation seines Hauses. Es sei darum gegangen, Zugänge für institutionelle Anleger zu schaffen und die digitalen Assets aus der „Schmuddelecke“ herauszuholen. Dabei setzt Ziganke den Schwerpunkt weniger auf Bitcoin: „Wir haben eher die Möglichkeit gesehen, Aktien und Finanzinstrumente zu tokenisieren. Also haben wir die Telekom-Aktie auf die Blockchain gebracht. Das war bereits Anfang 2020 – zu dieser Zeit hat das eigentlich noch niemand gemacht.“ 

Auf die Folgen des geplanten digitalen Euro für die Kryptowährungen angesprochen, sagte Fernandez: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Möglichkeiten der Digitalisierung sind sehr vielfältig.“ So brauche man für die Industrie 4.0 intelligentes Geld: Zahlungsmechanismen, die in Sekundenbruchteilen und kleinsten Fraktionen funktionieren. Der digitale Euro sei eine sinnvolle Entwicklung. Auch Ziganke hält dies für „sehr gut und wünschenswert“. Ein Grund: Bislang sei die Fiat-Seite ein tägliches Problem beim Kryptohandel. Denn derzeit sind Kunden noch auf die Handelstage ihrer Geschäftsbank angewiesen, um Kryptowährungen zu kaufen. Mit einem digitalen Euro entfällt ein Zwischenschritt und sowohl Trade als auch Settlement sind jederzeit in Sekunden möglich. Diese Schnelligkeit und Effizienz würden den Kryptomarkt positiv beeinflussen.

Sind digitale Assets gekommen, um zu bleiben?
Das Fragezeichen können wir streichen.

„Es braucht zentrale Rollen, denen man vertraut“

Wie passt der dezentrale Gedanke der Kryptowelt zu einem zentralen Anbieter von Marktinfrastruktur wie der dwpbank? Markus Neukirch, im dwpbank-Vorstand verantwortlich für IT und Operations, verwies in seiner Antwort auf das wachsende Kundeninteresse: „Die Kunden haben uns klar gesagt, ihr müsst euch mit dem Thema digitale Assets beschäftigen.“ Die dwpbank habe mit ihrem auf Blockchain-Technologie basierenden Produkt finledger auch bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt. „Was wir dabei gelernt haben: Es ist verteilte Architektur, aber wenn es darauf ankommt, braucht es zentrale Rollen – jemanden, dem man Vertrauen schenken kann.“

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„Anleger können direkt vom Girokonto investieren“

Sascha Dölker im Interview zum Prototyp der dwpbank, mit dem es Banken und Sparkassen möglich sein wird, auch beim Bitcoin-Handel die Kundenbeziehung zu erhalten.

Philipp Sandor, Senior Manager des lizenzierten Kryptoverwahrers Tangany, sagte, in der Welt der digitalen Assets sei „der Kern des Ganzen die sichere Verwahrung der Private Keys, die den Zugriff zu den Assets ermöglichen“. Tangany sehe sich dabei als Tech-Provider: „Wir selbst kennen die Private Keys unserer B2B-Kunden nicht, unsere Kunden kennen sie auch nicht, aber über unsere technischen Schnittstellen haben sie vollen Zugriff auf die Wallet-Infrastruktur.“ Die Wallets gehörten dabei rechtlich den B2B-Kunden, betonte Sandor.

Laut einer Studie der Yale-Universität gehören in jedes Portfolio ein bis vier Prozent Krypto.

Wer keinen Zugang bietet, verliert den Kunden

Welche Rolle sollten Kryptos in den Anlageportfolios spielen? Felix Fernandez verwies darauf, dass Bitcoin in der Vergangenheit eine höhere Überrendite (Sharpe Ratio) erbracht habe als eine Anlage in Aktien aus dem MSCI World. Dennoch gelte, die Volatilität dürfe nicht zu groß sein. „In jedes Portfolio gehören ein bis vier Prozent Krypto“, so Fernandez mit Bezug auf eine Studie der Yale-Universität. „Das Beimischen von Kryptos in traditionellen Portfolios ist ein absoluter No-brainer“, glaubt auch Boris Ziganke, denn es verspreche eine deutliche Verbesserung der Rendite bei marginalem Risiko.

Bereits zwölf Prozent der Deutschen würden in Kryptos investieren, so Ziganke weiter; das Interesse am Thema sei also weit verbreitet. Daraus folge: „Krypto ist da und wird bleiben. Wenn man seinen Kunden den Zugang zum Asset nicht anbieten kann, dann verliert man den Kunden.“ Das findet auch Zustimmung bei Markus Neukirch: „Gibt es eine große Nachfrage? Ja, klar gibt es die. Wenn nun ein Kunde ein solches Produkt haben möchte, will ich es ihm verweigern?“ Wichtig sei, ob die Investition über „gute, erprobte Kanäle“ laufe oder nicht. Dazu Ziganke: „Wenn wir es schaffen, eine voll regulierte Infrastruktur anzubieten, sodass jeder aus seinem Konto heraus Kryptos oder digitale Assets kaufen kann, dann ist das ein ganz wesentlicher Schritt zur Kundenbindung.“

Weltweiter Vergleich: Anteil von Personen, die Kryptowährungen besitzen

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Neue Opportunitäten

Was bedeutet das für die Zukunft der digitalen Assets? Philipp Sandor ist optimistisch: „Die Blockchain bietet viele Felder für Anwendungen. Sehr positiv ist dabei, dass der regulatorische Rahmen in Deutschland schon einen weiten Vorsprung hat.“ Neue Produkte würden künftig Mehrwert und damit Vertrauen in der Gesellschaft schaffen. „Sind digitale Assets gekommen, um zu bleiben? Das Fragezeichen können wir streichen“, brachte es Markus Neukirch auf den Punkt. „Definitiv“, so auch Boris Ziganke. „Weil es der Markt nachfragt.“ Felix Fernandez ergänzte: „Wir befinden uns erst am Anfang. Wenn man sich die Entwicklungskurven anderer Technologien anschaut, sind wir an einem Punkt wie das Internet in den Achtzigerjahren. Es ist eine völlig neue Industrie, die neue Opportunitäten schafft – auch in Bereichen, an die wir heute noch gar nicht denken.“

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