Das Wertpapiergeschäft erlebt einen umfassenden Strukturwandel. Gleichzeitig wächst das Interesse der Deutschen an einem kapitalmarktorientierten Vermögensaufbau. Was bedeutet das für das Depotgeschäft der Zukunft?
Die dwpbank hat das Berliner Fintech lemon.markets erfolgreich akquiriert und erweitert damit ihr Portfolio um eine moderne Lösung für Neobrokerage. Gemeinsam wollen beide Unternehmen ein modulares Ökosystem für einfach zugängliche und hochverfügbare Wertpapierservices etablieren, das das Depotgeschäft für Banken, Vermögensverwalter und Fintechs in eine neue Zukunft führt: skalierbar, digital, modular.
Im Interview sprechen Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank, und Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets, ob das Narrativ der Deutschen als Aktienmuffel noch Bestand hat und wie eine moderne Infrastruktur in einem dynamischen Wettbewerbsumfeld erfolgsentscheidend für das Depotgeschäft wird.
Deutschland galt lange nicht als Land mit ausgeprägter Investmentkultur. Gleichzeitig beobachten wir in den letzten Jahren einen deutlichen Wandel im Anlegerverhalten. Wo stehen wir 2025 – und wie bewertet ihr diese Entwicklung?
Max Linden: Wir haben gemeinsam mit Smartbroker eine Studie zur Entwicklung der Wertpapierdepots in Deutschland auf Basis von Bundesbankdaten (2015–2024) durchgeführt. Sie zeigt, dass sich der deutsche Wertpapiermarkt in den letzten Jahren spürbar geöffnet hat. Ende 2024 zählte die Bundesbank 34,4 Millionen Wertpapierdepots, das sind 53 Prozent mehr als 2015 und rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Wachstum wird vor allem von Neobrokern und Direktbanken getragen: Trade Republic hat 2024 seine Depots in Deutschland von 2,5 auf 5,3 Millionen mehr als verdoppelt, die ING legte um 300.000 neue Depots zu. Insgesamt wuchs das Segment der Nicht-Großbanken 2024 um 24 Prozent, während Großbanken stagnierten.
Wichtig ist aber die richtige Einordnung. Die Bundesbank zählt Depots, nicht Personen. Viele Menschen führen mehr als ein Depot, gemäß einer Studie von Oliver Wyman im Schnitt zwei. Hochgerechnet entspricht das rund 17,2 Millionen Anlegerinnen und Anlegern in Deutschland. Das ist jede fünfte Person. Diese Zahl liegt plausibel zwischen den häufig zitierten Werten des Deutschen Aktieninstituts (12,1 Mio.) und BlackRock (26 Mio.) und erklärt die Unterschiede über Definition und Methodik.
Der Trend zeigt: Digitalisierung, mobile Zugänge und einfache Onboardings haben den Kapitalmarkt für neue Zielgruppen geöffnet, insbesondere über Neobroker. Gleichzeitig bleibt die Basis noch ausbaufähig. Mehr Depots bedeuten nicht automatisch mehr Volumen, aber sie signalisieren eine wachsende, nachhaltigere Aktienkultur in Deutschland.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Kristina Lindenbaum: Diesen Wandel hin zu einer offeneren Aktienkultur beobachten wir auch. Über unsere Plattform merken wir deutlich, wie das Interesse am Kapitalmarkt wächst. Die Zugriffe und Aktivitäten in den Depots unserer Kundeninstitute haben sich in nur zwei Jahren fast verdoppelt. Mobile Zugänge und nutzerfreundliche Apps haben das Depotgeschäft einfacher und attraktiver gemacht – Wertpapiere sind heute Teil des Alltags vieler Menschen.
Gleichzeitig erleben wir eine Demokratisierung des Investierens. "Wertpapiersparpläne" sind das neue Sparbuch. So wird der Einstieg in den Kapitalmarkt auch mit kleinen Beträgen möglich.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Die Zahl dieser Sparplan-Transaktionen hat sich in den letzten zehn Jahren bei unseren Kundeninstituten verzehnfacht. Das ist ein wichtiger Treiber für unsere Aktienkultur.
Auch neue digitale Assetklassen wie Kryptowährungen gewinnen als Beimischung an Bedeutung und sind nicht mehr nur etwas für Krypto-Enthusiasten. Inzwischen investieren 14 Prozent der 18- bis 64-Jährigen in digitale Assets. Zum Vergleich: 20 Prozent haben Wertpapiere wie Aktien im Depot. Das zeigt, dass die Offenheit gegenüber neuen Anlageformen deutlich steigt.
Trotzdem bleibt die Mehrheit in Deutschland zurückhaltend. Historische Erfahrungen wie Inflation und Wirtschaftskrisen sowie fehlendes Wissen haben dazu beigetragen. Aber ich bin überzeugt: Diese Haltung lässt sich ändern.
Wenn die Mehrheit weiterhin zögert, am Kapitalmarkt aktiv zu werden:
Was braucht es, damit sich langfristig eine stabile Aktienkultur entwickeln kann?
Kristina Lindenbaum: Wir können in Deutschland noch viel mehr von den Chancen des Kapitalmarkts profitieren. Länder wie Schweden, Australien oder die USA zeigen, dass man eine starke Aktienkultur aufbauen kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und Investieren nicht mit Risiko assoziiert wird, sondern mit Verantwortung verknüpft ist. Dort beginnt finanzielle Bildung bereits in der Schule und ist mit staatlich geförderten Wertpapierkonten Teil der Altersvorsorge. In Australien beispielsweise gibt es diese Altersvorsorge-Depots seit über 30 Jahren und sie haben dafür gesorgt, dass Menschen dort ein Vielfaches dessen für ihre Rente ansparen, was hierzulande üblich ist. Das angesparte Altersguthaben im Alter von 60 bis 64 Jahren liegt in Down under im Schnitt bei rund 215.000 Euro bei Männern und 170.000 Euro bei Frauen. Das ist beachtlich. Da müssen wir auch in Deutschland hinkommen, denn in Anbetracht des sinkenden Rentenniveaus ist der Handlungsbedarf groß.
Aber auch in Deutschland sehen wir, dass das Bewusstsein wächst und ein Umdenken beginnt: Politische Initiativen wie eine stärkere kapitalgedeckte Altersvorsorge mit dem geplanten Altersvorsorge-Depot und Frühstart-Rente können Impulse in die richtige Richtung setzen.
Wenn wir diese Maßnahmen mit guter Finanzbildung und modernen, digitalen Produkten und Services kombinieren, können wir langfristig eine stabile, nachhaltige Aktienkultur entwickeln.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Max, ihr habt auf Basis der Bundesbank-Daten zudem untersucht, wie sich das Investieren innerhalb eines Jahres verändert. Welche saisonalen Muster konntet ihr erkennen – und was sagt das über das Verhalten der Anlegerinnen und Anleger aus?
Max Linden: Ja, unsere Studie zeigt auch innerhalb eines Jahres klare saisonale Muster. Der Jahresbeginn, insbesondere der Februar, zeigt überdurchschnittliches Depotwachstum über alle Institute hinweg. Zur Jahresmitte tritt ein ausgeprägtes Sommerloch auf, mit einem Tiefpunkt im Juni. Das vierte Quartal bringt dann einen stabilen Aufschwung, oft ist der stärkste Zuwachs im Oktober und November zu beobachten. Diese Muster bestätigen sich im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2024 und sind in unseren auf Bundesbankdaten-basierten Auswertungen klar sichtbar.
Aus den Daten wird deutlich: Das Interesse am Kapitalmarkt hat insgesamt zugenommen. Neben den wiederkehrenden saisonalen Mustern sehen wir eine wachsende Nutzung regelmäßiger Sparroutinen wie ETF-Sparpläne, ein Zeichen für mehr Kontinuität im Anlageverhalten.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Dieser Trend lässt darauf hoffen, dass Anlegen langfristiger und planvoller wird, auch wenn saisonale Effekte weiterhin bestehen.
Ihr seid dabei tief in die Daten eingestiegen. Was war eure Motivation, den Markt so detailliert zu analysieren?
Max Linden: Wir wollten den Markt nicht „fühlen“, sondern messen. Umfragen liefern je nach Definition stark abweichende Bilder, die Bundesbank-Daten zählen reale Depots und werden monatlich erhoben. So lassen sich Wachstum und Verschiebungen zwischen Anbietern objektiv einordnen.
Als Infrastrukturanbieter brauchen wir genau diese Klarheit: Wo entsteht echtes Wachstum, wie verlaufen Zyklen und wie breit ist die Anlegerbasis wirklich? Denn unser Anspruch ist, den Wertpapiermarkt gemeinsam mit unseren Partnerinstituten zu gestalten und datenbasierte und zielgerichtete Entscheidungen zu ermöglichen.
Kristina Lindenbaum: Man muss sich zunächst bewusst machen, dass es nicht den einen typischen Wertpapierkunden gibt. Wir sehen im Retailgeschäft inzwischen eine sehr heterogene Anlegerlandschaft – vom sicherheitsorientierten Beratungskunden bis zum digitalen Selbstentscheider, vom Einsteiger bis zum erfahrenen Investor. Diese Segmentierung wird sich fortsetzen.
Für all diese Kundengruppen mit ihren ganz unterschiedlichen Bedürfnissen braucht es passende Angebote: von einem schlanken Leistungsumfang mit einem einfachen ETF-Sparplan oder Saveback-Programmen bis hin zu komplexen Asset-Services.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Das kann zum Beispiel der Handel mit koreanischen Aktien, eine Staatsanleihe von einer Million Euro oder ein Nachlassdepot sein. Das macht das Depotgeschäft vielfältiger.
Und nicht zuletzt ändern sich mit wachsendem Vermögen auch die Anforderungen. Wer heute mit einem ETF-Sparplan beginnt, will später vielleicht in ausländische Einzelaktien oder Anleihen investieren oder erwartet den Zugang zu Kryptowerten – und das alles idealerweise über einen zentralen Zugang ohne den Anbieter zu wechseln. Wir sprechen hier von einem mitwachsenden Depot.
Gleichzeitig bleibt der Trend zu langfristigen, indexbasierten Anlagen bestehen – das ist ein gutes Zeichen. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland eine Spekulationskultur erleben werden.
Dennoch steht die junge Anlegergeneration vor einer neuen Herausforderung. Sie kennt aus den vergangenen sechs bis sieben Jahren bislang vor allem Boom-Phasen und schnelle Erholungen – ob nach der Corona-Krise oder geopolitischen Schocks wie Trumps Handelszöllen. Langanhaltende Abschwünge hat sie hingegen kaum erlebt. Die Frage wird sein, wie sich das Anlegerverhalten verhält, wenn Kurse über längere Zeiträume fallen. Genau hier zeigt sich, ob die neue Aktienkultur tragfähig ist – also ob wir langfristiges Denken und Stabilität im Verhalten wirklich verankern können.
Ich bin aber optimistisch, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, langfristig eine reflektierte, technologiegestützte Aktienkultur zu entwickeln. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist die Investition in finanzielle Bildung bereits im frühen Alter.
Max Linden:
Den Wertpapierkunden der Zukunft sehe ich voraussichtlich als hybrid: Viele werden Apps und KI-gestützte Services nutzen und bei wichtigen Lebensereignissen gezielt Beratung suchen.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Weil sich Bedürfnisse über den Lebenszyklus, wie von Kristina bereits gesagt, verändern dürften, müssen Depots und Services zunehmend mitwachsen. Mobile‑first‑Erlebnisse, nahtloses Onboarding, durchgängig digitale Prozesse, Echtzeitverarbeitung und Bruchstückhandel sind nicht mehr Differenzierung, sondern Marktstandard.
Max, eure Studie zeigt auch: Neue Depots werden überwiegend bei digitalen Anbietern eröffnet. Warum gewinnen Neobroker und Direkt-Banken im Wettbewerb so stark?
Max Linden: Ja, das aktuelle Wachstum verteilt sich nicht gleichmäßig auf alle Player. Aus unserer Sicht kommen drei Faktoren zusammen. Erstens erweitern Neobroker ihr Produktangebot und Anlageuniversum sehr schnell, von ETFs und Bruchstückhandel bis zu automatisierten Sparroutinen und Private Markets-Angeboten. Dabei sind sie im Go-to-Market extrem agil. Zweitens punkten sie mit klaren, wettbewerbsfähigen Preisen. Drittens entscheidet die Nutzererfahrung: mobile first, Kontoeröffnung in Minuten, vollständig digital und ohne Brüche zwischen den Kanälen. Diese Kombination senkt Einstiegshürden spürbar und macht den Unterschied im Wettbewerb um neue Depots, gerade bei den jüngeren Generationen. Wir wissen, dass viele andere gerade ihre Antworten auf diese Entwicklung formulieren. Das ist gut, denn so wird noch mehr Menschen der Zugang zum Kapitalmarkt ermöglicht.
Wenn sich das Kundenverhalten so stark ausdifferenziert:
Wie können Banken im Wettbewerb bestehen und gleichzeitig unterschiedliche Anlegergruppen bedienen?
Max Linden: Wer seine Depotkunden kennt und ihnen ein passgenaues Angebot für jeden Lebenszyklus macht, ist im Wertpapiergeschäft erfolgreich.
Damit diese unterschiedlichen Anlegerbedürfnisse bedient werden können, braucht es auch technologisch ganz neue Möglichkeiten.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Das heißt, um diese Breite an Anforderungen zu erfüllen, braucht es mehr als ein gutes Frontend? Wie wichtig ist die richtige Infrastruktur für ein modernes Depotgeschäft?
Kristina Lindenbaum: Ganz klar, es braucht beides. Ein modernes Backend für den Wertpapierhandel ist jedoch ebenso maßgeblich. Das Wertpapiergeschäft erlebt einen umfassenden Strukturwandel. Prozesse werden digitaler und in die Cloud verlagert, um Skalierbarkeit, Effizienz und Sicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Regulatorik, Datenintegrität und Cybersecurity. Während früher vorrangig Stabilität entscheidend war, spielen heute auch Innovationsfähigkeit, Time-to-Market und flexible Depotstrukturen eine wichtige Rolle. Dadurch wird die Infrastruktur mit zu einem zentralen Wettbewerbsfeld.
Wir investieren deshalb konsequent in den Ausbau unserer leistungsfähigen Wertpapierplattform WP3, die das Rückgrat im Tagesgeschäft für unsere Kundeninstitute bildet. Unsere früher bewährte Mainframe-basierte Plattform findet jetzt in einer modularen, Cloud- und Java-basierten Architektur statt. Das macht uns flexibler ohne Einbußen bei Stabilität und regulatorischer Konformität.
Mit lemon.markets erweitern wir dieses starke Fundament um eine schlanke, Public Cloud-basierte Plattform, die speziell auf Neobroker-Modelle zugeschnitten ist. So können wir die gesamte Bandbreite an Markt- und Kundenanforderungen abdecken.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Max Linden: Genau. Entscheidend ist eine Infrastruktur, die Geschwindigkeit und Vielfalt erlaubt. Technologisch bedeutet das: API-first, modular und Cloud-native, damit neue Produkte schnell integrierbar sind, Prozesse weitgehend automatisiert laufen und regulatorische Anforderungen zuverlässig erfüllt werden. So lassen sich unterschiedliche Kundensegmente bedienen, ohne die Komplexität explodieren zu lassen.
Genau hier liefern wir mit unserer Neobrokerage-Plattform den technischen Unterbau: eine schnell anschließbare Plattform, die vom Onboarding bis zur Orderabwicklung in Echtzeit skaliert und sich in bestehende Systeme einfügt. So können Institute ihr Angebot zügig erweitern ohne monatelange Eigenentwicklung. Möglich macht das unser erfahrenes und hochmotiviertes Team, das Geschwindigkeit in der Produktentwicklung mit Sorgfalt in der Umsetzung verbindet.
Kristina, vor diesem Hintergrund: Warum passt lemon.markets so gut zur dwpbank?
Kristina Lindenbaum: Weil wir uns perfekt ergänzen. Wir sind das moderne Kreuzfahrtschiff mit All-Inclusive-Angebot, lemon.markets das Speedboot, das schnell ans Ziel kommt. Wir bringen über zwei Jahrzehnte Erfahrung im Depotgeschäft mit und ein stabiles Fundament mit einem breiten Service- und Produktspektrum, das aber auch historisch gewachsen ist. Die Infrastruktur von lemon.markets ist auf dem „Greenfield“ entstanden mit einem modernen API- und Cloud-Setup und Erfahrung im Neobrokerage. Sie stehen für Agilität, moderne Customer Experience und Fintech-Mentalität.
Aber genau diesen strategischen Fit nutzen wir, um uns bei der Marktbearbeitung und der technologischen Entwicklung unserer Plattformen gegenseitig zu stärken. Zusammen schaffen wir ein Ökosystem für Wertpapierservices, das beides verbindet: Vertrauen und Tempo.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Unsere Plattformen decken dabei ganz unterschiedliche Marktsegmente ab: von der klassischen Vollverwahrung mit hochvolumigen und komplexen Handels- und Settlement-Prozessen bis zu schlanken, hochautomatisierten Neobroker-Lösungen zu kompetitiven Preisen. Um diese unterschiedlichen Kundensegmente zu bedienen, haben wir uns bewusst für eine Zwei-Marken-Strategie entschieden.
Uns ist es wichtig, dass lemon.markets eigenständig bleibt. Nur so bewahren sie ihre Kultur, Tempo und Innovationskraft. Genau das, was unsere Partnerschaft stark macht.
Max, was hat euch überzeugt, Teil der dwpbank-Gruppe zu werden?
Max Linden: Für uns war es der nächste logische Schritt. Die dwpbank teilt unsere Leidenschaft fürs Wertpapier. Wir haben beide die Vision, Investieren einfacher und zugänglicher zu machen. Die dwpbank bringt Stabilität, regulatorische Expertise und ein etabliertes Kundenumfeld mit. Wir kombinieren schnelle Produktentwicklung mit einem verlässlichen Umfeld und kommen dadurch zügiger in die Breite.
Konkret heißt das: Wir können unsere Plattform gemeinsam schneller, sicherer und in größerem Maßstab ausrollen, Partner einfacher anbinden und unterschiedliche Angebotslinien parallel denken – vom fokussierten, digitalen Depot bis zu anspruchsvolleren Set-ups.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Diese Ergänzung macht uns handlungsfähiger, ohne die Eigenständigkeit und Kultur von lemon.markets aufzugeben.
Kristina Lindenbaum: Unsere Vision ist es, Finanzinstitute, Vermögensverwalter oder Fintechs in die Lage zu versetzen, ihr Depotgeschäft in Anbetracht dieses heterogenen Anlegerspektrums modular aufzubauen. Wettbewerbsfähig zu sein bedeutet nicht nur, sich über kompetitive Preismodelle zu differenzieren, sondern auch über eine moderne digitale Experience sowie ein Service- und Produktspektrum, das die individuellen Bedürfnisse von Anlegerinnen und Anlegern genau adressiert. Uns ist es wichtig, ihnen genau dafür die passende Infrastruktur zu bieten. Das kann für ein Unternehmen das fokussierte und standardisierte Neobroker-Angebot von lemon.markets sein, für ein anderes unser weltweit alle Gattungen, Orderfunktionen und Börsenplätze umfassendes Vollverwahr-Depot oder auch beides. Über unser Ökosystem für Wertpapierservices bieten wir das Beste aus beiden Welten aus einer Hand, indem wir unsere Plattformen selektiv verknüpfen. Also maximale Convenience. Diese Flexibilität reduziert Komplexität, beschleunigt Markteinführungen und schafft neue Geschäftschancen.
Dabei liegt es ebenso in unserer DNA, dieses Ökosystem nicht im Elfenbeinturm zu gestalten und auszubauen, sondern im engen Austausch mit unseren Kundeninstituten und Partnern.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Die Kombination aus Vollverwahrung und Neobrokerage schafft auch Raum für neue digitale Geschäftsmodelle. Welche Möglichkeiten eröffnet das für Banken, Vermögensverwalter und Fintechs?
Max Linden: Die Kombination aus Vollverwahrung und Neobrokerage schafft Raum für
Innovation und macht neue Modelle umsetzbar und skalierbar. Institute können
Embedded-Investing direkt in bestehende Apps integrieren, Robo-Advisor-Modelle ausbauen und Sparplanlösungen wie Aufrunden launchen, alles auf Basis einer standardisierten API-Infrastruktur. Technisch heißt das: eine API, ein Set-up, kurze Integrationszeiten und volle Abdeckung von Onboarding über Ausführung bis Verwahrung und Reporting. So sinken die Eintrittshürden massiv und unterschiedliche Kundensegmente lassen sich schnell und stabil bedienen, mit einer agilen Frontend-Gestaltung und einer regulierungs-konformen Infrastruktur im Backend.
Wenn ihr auf die nächsten Jahre blickt: Was treibt euch persönlich an, diese Zukunft des Depotgeschäfts und des Investierens aktiv mitzugestalten?
Max Linden:
Mich motiviert, dass Technologie Menschen befähigt.
Max Linden, Gründer und CEO von lemon.markets
Wenn wir mehr Menschen den Zugang zum Kapitalmarkt erleichtern, egal über welchen Kanal. Ob über eine Bank, ein Fintech oder einen Neobroker, unsere Infrastruktur macht es möglich. So schaffen wir echte finanzielle Teilhabe.
Kristina Lindenbaum: Mich motiviert die Möglichkeit, das Wertpapiergeschäft in Deutschland maßgeblich zu gestalten und zu verändern: für Institute, die regulatorisch sicher und technologisch modern agieren wollen, sowie für Depotkundinnen und -kunden, die ein reibungsloses, digitales Anlageerlebnis erwarten. Wir wollen den Kapitalmarkt zugänglicher, skalierbarer und nachhaltiger machen.
Ich glaube fest daran, dass wir mit Technologie, Vertrauen und Kooperation eine neue Stärke für den Finanzplatz Deutschland schaffen können. Diese Energie, dieser Aufbruch – das treibt mich an.
Kristina Lindenbaum, Vorständin für Kunde und digitale Transformation bei der dwpbank
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person
Vor ihrem Wechsel zur dwpbank im April 2023 war sie als Executive Director Strategy Global Markets bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) tätig.
Zur Person
Max Linden gründete das Unternehmen im Jahr 2020 im Alter von 19 Jahren. Seitdem ist das FinTech auf über 70 Mitarbeitende gewachsen, hat die BaFin-Lizenzen als Wertpapierinstitut erhalten und ist mit seinen ersten Partnern an den Markt gegangen. Seit August 2025 ist lemon.markets Teil der dwpbank Gruppe.
Als Unternehmer und Brokerage-Enthusiast sieht Max Linden seine Rolle als CEO darin, sowohl das Team von lemon.markets als auch die Partner bestmöglich zu befähigen und zu unterstützen.